Lauter ohne lauter zu werden – Die Kunst der empfundenen Lautstärke beim Mixing & Mastering

Moin, Spoofy hier.

Heute geht es um eines der wichtigsten Themen eines Mixing-Engineers: den Unterschied zwischen empfundener Lautstärke und technischer Lautstärke. Dies ist ein entscheidender Aspekt professioneller Mixe, der darüber entscheidet, ob ein Mix kraftvoll und präsent klingt. Das Verständnis von technischer Lautstärke vs. empfundener Lautstärke ist essenziell.

Technische Lautstärke lässt sich mit Messwerkzeugen wie Peak-Metern, RMS-Anzeigen oder LUFS-Messern objektiv bestimmen.
Die empfundene Lautstärke ist hingegen unsere subjektiv wahrgenommene Lautstärke.

Wichtig zu wissen: Unsere Ohren nehmen Lautstärke nicht linear wahr. Schau dir mal die Grafik an:

Das Ziel des Engineers besteht nun darin, die empfundene Lautstärke zu steigern, während die technische Lautstärke dabei konstant bleibt bzw. nicht unnötig erhöht wird. Und jetzt die eigentliche Kunst dabei: die Lautstärke so anzuheben, dass es trotzdem gut klingt und den Song musikalisch weiterbringt. Einfach einen Limiter auf jede Spur zu setzen, ist theoretisch machbar, klingt aber am Ende nicht nach einem professionellen Mix.

Wie wird empfundene Lautstärke am besten erhöht?

Hier sind die wichtigsten Methoden, um eine Spur präsenter wirken zu lassen, ohne den Pegel anzuheben:
• Harmonische Verzerrung & Sättigung einsetzen: Analoge Emulation oder Röhrensättigung fügen Obertöne hinzu, die die Wahrnehmung von Lautstärke steigern, während sie gleichzeitig die Peaks begrenzen.
• Frequenzverteilung optimieren: Unser Gehör ist besonders empfindlich im Bereich von 1–5 kHz. Durch gezieltes EQing kann eine Spur deutlich präsenter erscheinen.
• Dynamiksteuerung nutzen: Komprimierte Signale (z. B. durch einen Limiter oder einen Kompressor) wirken lauter, selbst wenn ihr technischer Pegel unverändert bleibt.
• Transientenmanagement optimieren: Schnelle Attack-Zeiten auf Kompressoren können die Durchsetzungsfähigkeit reduzieren, während langsame Attack-Zeiten helfen, die Prägnanz zu erhalten.

Praxis-Tipps für den Mix
• Kontrolliere beim Mix IMMER den technischen Pegel, wenn du etwas mit einem Plugin änderst. Am besten bleibt der Pegel nach der Änderung genau so wie davor.
• Höre auf verschiedenen Lautstärken: Mische nicht nur auf hoher Lautstärke. Reduziere die Abhörlautstärke, um zu überprüfen, welche Elemente im Mix wirklich dominieren.
• Frequenzkontrolle gezielt einsetzen: Falls eine Spur sich zu leise anfühlt, analysiere ihre Frequenzverteilung und bearbeite sie mit EQ oder Saturation. Wenn z. B. tiefe Frequenzen bei einem Sound nicht wichtig sind, entferne sie mit einem Low-Cut – dadurch verringert sich oft der technische Pegel.

Indem du die Prinzipien der empfundenen Lautstärke meisterst, kannst du die Kontrolle über deinen Mix behalten und dafür sorgen, dass er kraftvoll klingt!